Mein Antrieb

Was mich antreibt…

 

„Ich bin schon längere Zeit in diesem Beruf tätig, als Sie auf der Welt sind.“

Diese Worte musste ich mir als 21jähriger Restaurantgeschäftsführer nach einem gut gemeinten Vorschlag zur Umsatzsteigerung von dem erfahrenen Kellner „Karl“ sagen lassen. Das war nicht nur eine Frechheit, sondern auch noch eine Respektlosigkeit gegenüber einem Vorgesetzten, welche üblicher Weise zu einer Entlassung führt. Blitzschnell schossen meine Gedankenströme durch das Gehirn. Was sollte ich jetzt nur tun? Um Zeit zu gewinnen gab ich dem Kellner erst einmal recht. Das was Karl gesagt hat, entsprach schließlich voll und ganz der Wahrheit.  Bei einer Entlassung würde letztendlich nur ich das Gesicht verlieren. Ich würde mich ausnahmslos nur hinter der Autorität der Position des Geschäftsführers verstecken. Also bot ich dem Kellner eine Wette an um zu beweisen, daß meine aus verschiedenen Büchern stammenden Weisheiten doch irgendwie nützlich sein könnten. Am nächsten Tag betreuten wir beide, jeder für sich, eine gleich große Station mit der identischen Anzahl von Tischen. Nun musste ich nur noch beweisen, daß auch ein erfahrungsloser Jüngling erfolgreich sein kann.

Bei den ersten Gästen gebrauchte ich noch die einstudierten Floskeln aus den Büchern. Mit dem Erfolg kam dann auch die Selbstsicherheit. Dadurch konnte ich spielend leicht diese einstudierten Floskeln in meine eigenen Worte kleiden und meinen persönlichen Sprachgebrauch anwenden.

Und es machte richtig Spaß.

Am Ende der Schicht machten der erfahrene Kellner Karl und ich als jugendlicher Geschäftsführer gemeinsam die Abrechnung.

Das Ergebnis verblüffte uns beide.

Ich hatte etwas mehr als den doppelten Umsatz des Kellners. Ich verkaufte mehr Aperitifs, mehr Suppen, mehr Beilagen, etwas mehr an Getränken, mehr Kuchen und auch mehr Kaffee.

Das übrige Personal, welches diesen Wettkampf natürlich recht aufmerksam und kritisch verfolgte staunte sprachlos und mit offenem Mund über dieses Ergebnis.

Kurz darauf löste der Kellner vor dem komplett von ihm gerufenen Personal seine verlorene Wette mit einer Tasse Kaffee ein. Hätte ich verloren, ich hätte seine komplette Familie zum Essen einladen müssen. Nachdem er mir den Kaffee serviert hatte, entschuldigte sich der Kellner Karl mit bewegenden Worten für sein schamloses und freches Verhalten vom Vortag.
Ohne viele Worte habe ich die Entschuldigung angenommen.

Selbstverständlich habe ich den triumphalen Erfolg genossen.

Diesen Triumph genoss ich allerdings nur kurz. Wie ich so am Tisch sitze und den Kaffee getrunken habe, habe ich begonnen, das was geschehen ist zu analysieren. Ja, ich hatte die Wette gewonnen. Ich konnte auch mit gutem Recht, recht stolz auf mich sein. Doch der wahre Sieger waren wir alle. Wir alle haben etwas gelernt. Das Servierpersonal hat gelernt die Umsätze zu steigern. Doch was noch wichtiger war, ich hatte gelernt mit Personal umzugehen. Verantwortung zu übernehmen. Allerdings nicht durch Worte, sondern viel mehr durch das Zeigen wie es geht.
Danke, HERR Karl.

 

Dieses frühe positive Erlebnis hat mich geprägt. Es ist die Substanz meines Erfolges geworden. Und das alles nur wegen der simplen Alternativtechnik im Verkauf.

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